Streitigkeiten und Konflikte – Wie entstehen sie eigentlich?

Streitigkeiten und Konflikte – Wie entstehen sie eigentlich?

Kennen Sie das auch? Es gibt Situationen, da sind Sie völlig anderer Meinung oder haben eine komplett andere Vorstellung als Ihr Gegenüber,  aber die Angelegenheit lässt Sie kalt und Sie geraten nicht in Streit. Dann aber gibt es Situationen, da haben Sie eine konträre Meinung oder Vorstellung und die Angelegenheit lässt Sie überhaupt nicht kalt, sondern geht Ihnen völlig gegen den Strich. Sie ärgern sich erheblich, die Situation eskaliert und Sie verwickeln sich zunehmend in Streitigkeiten. Woran liegt das? Was ist der Unterschied?

Der Unterschied liegt darin, dass für die Entstehung eines Konflikts das Zusammenspiel verschiedener Faktoren erfüllt sein muss.

Wann kommt es zur Entstehung eines Konflikts?

Der Begriff Konflikt stammt ab vom lateinischen Wort confligere und bedeutet so viel wie zusammenstoßen oder aufeinanderprallen. Tatsächlich prallen in einem Konflikt Menschen aufeinander. Zwar nicht unbedingt körperlich, aber mit unterschiedlichen Meinungen, Überzeugungen, Vorstellungen, Erwartungen, Hoffnungen, Bedürfnissen und Interessen. Aber reicht es für das Vorliegen eines Konflikts aus, dass zwei Personen unterschiedlicher Meinung sind oder unterschiedliche Vorstellungen haben? Betrachten wir dazu folgendes Beispiel:

Eva Herrmann und Anne Meier sind Arbeitskolleginnen. Sie arbeiten Schreibtisch an Schreibtisch im gleichen Zimmer. Eva Herrmann liebt es immer ein frisches Lüftchen um die Nase zu haben und kann abgestandene und überhitzte Büroluft überhaupt nicht leiden. Sie hat hier fast das Gefühl, zu ersticken. Ihr wäre es am liebsten, wenn das Fenster den ganzen Arbeitstag lang gekippt bleiben könnte. Anne Meier dagegen, mag es gerne kuschlig warm. Sie friert schnell, hat meistens kalte Hände und Füße und erkältet sich auch leicht. Im Winter dreht sie deshalb gerne die Heizung im Büro auf und sieht zu, dass das Fenster geschlossen bleibt. Eva Herrmann nutzt deshalb jede Gelegenheit, um das Fenster zu öffnen. Immer dann, wenn ihre Kollegin das gemeinsame Büro verlässt, öffnet sie sofort das Fenster, um zu lüften. Wenn Anne Meier dann zurückkommt, ist es im Büro ziemlich kalt. Sie friert den ganzen restlichen Arbeitstag und hat in diesem Winter auch schon die eine oder andere Erkältung durchgestanden. Sofern überhaupt gelüftet werden muss, wäre es Ihr am liebsten, wenn nur am Morgen bei Arbeitsbeginn gründlich gelüftet und ansonsten das Fenster über den Tag geschlossen bleiben würde.

Wenn man diesen Sachverhalt sachlich betrachtet, liegen unterschiedliche Vorstellungen darüber vor, wie häufig und wie lange das Fenster im gemeinsamen Büro geöffnet ist. Aber stellt das schon einen Konflikt dar?

Nein, das allein ist noch kein Konflikt. Damit man vom Vorliegen eines Konflikts sprechen kann, muss neben der Meinungsverschiedenheit auf der sachlichen Ebene eine weitere Komponente hinzu kommen: die emotionale Beeinträchtigung wenigstens eines Beteiligten. So lange Anne Meier es akzeptiert, dass das Fenster häufig geöffnet und es dementsprechend kalt im Zimmer ist, selbst wenn sie dabei friert und sich gelegentlich erkältet, würde sich hieraus kein Konflikt entwickeln. Anders sieht es jedoch aus, wenn Anne Meier beginnt, sich über das Verhalten ihrer Kollegin und das ständige Aufreißen des Fensters zu ärgern. Sie nicht länger der Gefahr, sich zu erkälten, ausgesetzt sein möchte und dies auch nachdrücklich ihrer Kollegin sagt und darauf besteht, dass das Fenster geschlossen bleibt. Sofern Eva Herrmann dieses Anliegen nicht akzeptiert und in der gewohnten Manier fortfährt, liegt der Beginn einer Konfliktsituation vor. Von diesem Zeitpunkt an, sind die beiden wesentlichen Komponenten erfüllt, die einen zwischenmenschlichen Konflikt ausmachen:

  • unterschiedliche Vorstellungen in der Sache, hier über die Häufigkeit und die Dauer des Öffnen des Fensters und
  • die emotionale Beeinträchtigung wenigstens einer Konfliktpartei. 

Wie lässt sich der Begriff Konflikt definieren?

Als Definition zusammengefasst (nach Friedrich Glasl), versteht man deshalb unter einem zwischenmenschlichen Konflikt:

  • eine Interaktion zwischen Menschen bei der es Unvereinbarkeiten gibt, nämlich unterschiedliche Meinungen, Vorstellungen, Erwartungen, Wünsche, Interessen,
  • die von mindestens einem Beteiligten als emotionale Beeinträchtigung erlebt werden. Emotionale Beeinträchtigung heißt, dass Gefühle verletzt, Erwartungen enttäuscht, Hoffnungen zerstört oder Bedürfnisse missachtet werden.

Auch in unserem Fall ist es nicht anders. Anne Meier und Eva Herrmann haben unterschiedliche Vorstellungen über die Häufigkeit und die Dauer des Öffnen des Bürofensters und zusätzlich ist Anne Meier verärgert, weil sie das Gefühl hat, dass ihre Interessen nach Wärme und Erhalt ihrer Gesundheit von ihrer Kollegin nicht respektiert werden.

Eine simple und alltägliche Situation, aber sie zeigt, dass nicht sachliche Meinungsunterschiede, sondern in erster Linie beeinträchtige Emotionen, also verletzte Gefühle, enttäuschte Erwartungen, zerstörte Hoffnungen, die elementaren Sprengsätze sind, aus denen Konflikte entstehen.

Wenn Sie gerne mehr zu diesem Thema erfahren möchten, kontaktieren Sie mich bitte! Ich freue mich darauf!

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