Mobbing am Arbeitsplatz:
Ein unterschätzter Risikofaktor für Gesundheit, Motivation und Unternehmenserfolg
Mobbing in der Arbeitswelt ist kein Randthema – es betrifft viele Beschäftigte und hat tiefgreifende Folgen für das persönliche Wohlbefinden, das Betriebsklima und die Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Betrieben.
Der aktuelle Mobbing-Report 2024, "Mobbing in der Arbeitswelt. Bedeutung, Verbreitung und Prävention", herausgegeben vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, liefert auf Grundlage einer bundesweiten Studie der Universität Leipzig eindrucksvolle Zahlen und Erkenntnisse: Rund 5.000 abhängig Beschäftigte wurden befragt – das Ergebnis zeigt deutlich, wie verbreitet und folgenreich Mobbing am Arbeitsplatz ist.
Mobbing in der Arbeitswelt - Ergebnisse des aktuellen Mobbing-Reports 2024
Was der aktuelle Mobbing-Report 2024 deutlich macht ist, dass psychische Belastungen in der modernen Arbeitswelt spürbar zunehmen – mit erheblichen Auswirkungen auf Gesundheit, Motivation und Leistung. Unternehmen, die das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen, stärken nicht nur ihre Arbeitgebermarke, sondern investieren in eine zukunftsfähige Unternehmenskultur und ihren eigenen langfristigen Erfolg.
Als Mediatorin mit Erfahrung in der Klärung innerbetrieblicher Konflikte begegne ich dem Phänomen Mobbing immer wieder – oft verdeckt, mit weitreichenden Folgen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Kolleginnen und Kollegen, Führungskräfte und das Unternehmen insgesamt. Es ist höchste Zeit, dieses Thema offen anzusprechen und wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Was Mobbing am Arbeitsplatz ist – und was nicht:
Ein klarer Blick auf ein komplexes Thema
Der Begriff "Mobbing" wird im Alltag und in den Medien häufig verwendet – oft jedoch unscharf oder vorschnell. Nicht jede Unhöflichkeit, nicht jedes unangenehme Gespräch oder jede Meinungsverschiedenheit am Arbeitsplatz ist gleich Mobbing. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Ein einmaliger Ausrutscher ist noch kein Mobbing. Auch ein Konflikt zwischen Kolleginnen oder ein unfreundlicher Kommentar von einem Kollegen – so unangenehm er auch sein mag – erfüllt nicht automatisch den Tatbestand von Mobbing am Arbeitsplatz. Zwischenmenschliche Reibungspunkte gehören zum Arbeitsleben mehr oder weniger dazu. Sie können belastend sein, sind aber in der Regel lösbar und oft sogar Ausgangspunkt für klärende Gespräche. Versteht man es richtig mit ihnen umzugehen, eröffnen sie häufig kreative, bisher nicht gesehene Lösungen und die Chance auf Verbesserungen in der Zusammenarbeit.
Mobbing am Arbeitsplatz ist ein subtiler, oft schleichender Prozess
Mobbing am Arbeitsplatz hat dagegen eine andere Qualität als ein normaler Konflikt. Es handelt sich dabei um wiederkehrende, systematische und über einen längeren Zeitraum andauernde negative Verhaltensweisen – etwa Ausgrenzung, Schikane, Anfeindung oder Bloßstellung. Entscheidend ist dabei nicht nur das Verhalten selbst, sondern auch, wie es von der betroffenen Person erlebt wird: als unerwünscht, verletzend, ausgrenzend und/oder herabwürdigend – und vor allem als nicht kontrollierbar. Mobbing führt oft dazu, dass die Betroffenen sich hilflos fühlen, sich nicht mehr wehren können oder keine Unterstützung mehr finden und dadurch in eine extreme psychische Belastungssituation geraten.
Im Unterschied zu einmaligen Auseinandersetzungen ist Mobbing am Arbeitsplatz ein Prozess, der schleichend beginnt und sich mit der Zeit zuspitzt – häufig so subtil durchgeführt, dass Dritte die Mobbinghandlungen selten als gezielte Attacken wahrnehmen. Mobbing am Arbeitsplatz bleibt daher oft über lange Zeit unbemerkt, nicht selten wird es sogar stillschweigend von Vorgesetzen und Kollegen geduldet. Er kann sich in alle Richtungen im Unternehmen zeigen: von oben nach unten, zwischen Kolleginnen oder Kollegen auf gleicher Ebene oder sogar im Verhalten eines toxischen Mitarbeiters gegenüber der Führungskraft.
Auch wenn Mobbing mit anderen Phänomenen wie Diskriminierung, Aggression oder sexueller Belästigung Überschneidungen haben kann, ist es wichtig, diese Begriffe sauber voneinander abzugrenzen. Mobbing in der Arbeitswelt benötigt keinen Konflikt als Initialzündung. Es kann auch aus einer persönlicher Ablehnung oder einer missglückten Interaktion im persönlichen Beziehungsverhältnis entstehen. Was für die Einordnung der Schikanen als Mobbing jedoch unabdingbar ist, ist der systematische, dauerhafte Prozesscharakter und die damit einhergehende psychische Belastung für die betroffene Person.
Fazit: Wer Mobbing am Arbeitsplatz ernst nehmen will, muss die Kriterien kennen, um es klar zu benennen – ohne zu verharmlosen, aber auch ohne zu dramatisieren. Ein differenzierter Blick hilft, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und wirksam gegenzusteuern.
Mobbing-Report 2024 - Repräsentativ und aktuell:
Wer wurde befragt?
Für den aktuellen Mobbing-Report 2024 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben. Zwischen 2022 und 2024 wurden dafür bundesweit 5.000 abhängig Beschäftigte aus verschiedenen Branchen und Berufsfeldern repräsentativ befragt. Ziel war es, ein realistisches und aktuelles Bild davon zu gewinnen, wie häufig Mobbing in deutschen Unternehmen tatsächlich vorkommt, welche Formen es annimmt – und wie sich Betroffene fühlen.
Mobbing am Arbeitsplatz – kein Einzelfall:
Was die Zahlen zeigen
Die Ergebnisse des aktuellen Mobbing-Reports 2024 sprechen eine deutliche Sprache: 6,5 % der befragten Beschäftigten gaben an, in den letzten sechs Monaten mindestens einmal pro Woche von Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu Unrecht kritisiert, schikaniert oder vor anderen bloßgestellt worden zu sein. Das bedeutet: In einem durchschnittlichen Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden erleben statistisch gesehen sechs bis sieben Personen regelmäßig Mobbing. Eine Zahl, die aufhorchen lässt – und zum Handeln auffordert.
Besonders häufig kommt Mobbing durch Kolleg:innen (4,4 %) vor, gefolgt von Mobbing durch Vorgesetzte (3,5 %). Dabei sind auch Mischformen möglich – das macht das Thema oft so schwer greifbar.
Noch eindrücklicher wird das Ausmaß, wenn man sich anschaut, welche konkreten Verhaltensweisen Betroffene regelmäßig erleben:
- 47,3 % wurden häufig beim Reden absichtlich unterbrochen.
- 39,6 % berichteten, dass andere nicht auf ihre Ansprachen reagierten – ein Akt der Missachtung.
- 32,8 % wurden für Probleme verantwortlich gemacht, die sie nicht verursacht hatten.
- 16,1 % verloren wichtige Aufgaben oder Einflussmöglichkeiten – häufig ohne Begründung.
- 12,3 % wurden über digitale Kanäle wie Mails, Messenger oder soziale Medien bloßgestellt oder schikaniert.
Diese Verhaltensweisen sind keine kleinen Sticheleien – sie summieren sich zu systematischer Ausgrenzung und Demütigung. Wer Mobbing erlebt, leidet oft unter dauerhafter Anspannung, Isolation und dem Gefühl, sich nicht mehr schützen zu können.
Wie häufig erleben Betroffene an ihrem Arbeitsplatz Mobbinghandlungen?
Die Studienergebnisse zeigen auch, wie oft die betroffenen Personen einzelne Handlungen als Mobbing am Arbeitsplatz erleben. Besonders belastend ist dabei die Häufigkeit, mit der sich die Mobbinghandlungen wiederholen:
Häufigkeit von Mobbinghandlungen
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, wie häufig bestimmte Mobbinghandlungen von den Betroffenen an ihrem Arbeitsplatz erlebt werden:
Mobbinghandlung | Täglich (%) | Mehrmals pro Woche (%) | Einmal pro Woche (%) |
---|---|---|---|
Absichtliches Unterbrechen | 15 | 20 | 12 |
Nicht-Reagieren auf Ansprachen | 10 | 18 | 11 |
Zuschreiben fremder Probleme | 8 | 15 | 10 |
Entzug von Aufgaben/Einflüssen | 5 | 7 | 4 |
Digitale Bloßstellung/Schikane | 3 | 5 | 4 |
Diese Zahlen verdeutlichen: Ein erheblicher Anteil der Betroffenen erlebt Mobbing nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig. Besonders das absichtliche Unterbrechen und das ignorierende Verhalten im Gespräch wirken sich spürbar auf das Arbeitsklima aus.
Wer ist besonders betroffen? – Detailergebnisse aus dem Mobbing-Report 2024
Der Mobbing-Report zeigt deutlich: Mobbing trifft bestimmte Gruppen besonders häufig:
- 18–29-Jährige sind am stärksten betroffen.
- Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status oder niedrigem Bildungsstand erleben häufiger Mobbing durch Kolleg:innen.
- Auszubildende (8,9 %) und Arbeitende (7,8 %) ohne akademischen Abschluss berichten besonders häufig von Mobbingerfahrungen.
- Besonders hoch ist das Risiko bei Leih- und Zeitarbeitenden (14,6 %).
Diese Erkenntnisse unterstreichen: Je unsicherer die berufliche Position, desto größer ist das Risiko, zum Ziel von Mobbing zu werden.
Wenn aus Konflikten Mobbing wird – Erfahrungen aus der Praxis
In meiner Arbeit als Mediatorin sehe ich immer wieder: Mobbingprozesse entwickeln sich häufig aus ungelösten Konflikten. Konflikte, die "erkaltet" sind, aber unbewusst weiterwirken. Oder solche, die oberflächlich gelöst wurden, bei denen aber mindestens eine Seite unzufrieden zurückbleibt.
Manchmal entstehen Mobbingprozesse aber auch ohne vorherigen Konflikt. Zum Beispiel, wenn neue Mitarbeitende ohne erkennbaren Grund ausgegrenzt werden – sei es aus persönlicher Ablehnung, Neid oder weil sie in der Einarbeitungsphase besondere Aufmerksamkeit durch die Führungskraft erhalten.
Fazit und Ausblick:
Was Unternehmen gegen Mobbing in der Arbeitswelt tun können
Die Zahlen des Mobbing-Reports 2024 machen deutlich: Mobbing ist kein individuelles Problem, sondern ein strukturelles Thema mit weitreichenden Folgen für Gesundheit, Motivation und Zusammenarbeit und damit auch für den Erfolg von Unternehmen und Betrieben.
Betriebliche Rahmenbedingungen und gelebte Führungskultur spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung – oder Vermeidung – von Mobbing. Wo Transparenz, Wertschätzung und echtes Zuhören gelebt werden und Führungskräfte als Vorbilder wirken, entstehen weniger destruktive Dynamiken. Wo hingegen Druck, Unsicherheit, unklare Rollen, autoritäre Strukturen oder destruktives Führungsverhalten vorherrschen, steigt das Risiko.
Unternehmen, die psychische Gesundheit und respektvolle Zusammenarbeit zur Führungsaufgabe machen, investieren nachhaltig in ihren Erfolg. Denn ein wertschätzendes Arbeitsklima stärkt das Vertrauen, die Motivation – und damit die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Mobbing vorbeugen. Zusammenarbeit stärken. Konflikte klären.
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